Dreharbeiten für inklusiven Kino-Spielfilm LUISA in Hildesheim-Sorsum Ehemaliges Wohnangebot der Diakonie Himmelsthür als authentischer Spielort ausgewählt

Mit einem paritätischen Cast aus 19 Schauspieler:innen mit und ohne Behinderung haben in Hildesheim-Sorsum die Dreharbeiten für den Debütfilm LUISA unter der Regie von Julia Roesler stattgefunden. Dabei sind auch Eva Löbau und Peter Lohmeyer, bekannt u. a. aus den Fernsehkrimis Tatort und Polizeiruf. Der Kinospielfilm, produziert von werkgruppe2 und HANFGARN & UFER, entsteht als Koproduktion mit dem ZDF – Das kleine Fernsehspiel und behandelt das Thema sexualisierte Gewalt in Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung.

Die 24-jährige Luisa lebt in einer solchen Einrichtung in einer Wohngruppe mit acht weiteren Menschen und arbeitet in einer Wäscherei. Unerwartet wird festgestellt, dass Luisa schwanger ist – ihr Freund Anton kann nicht der Vater sein, da er nicht zeugungsfähig ist. Der Verdacht auf sexuellen Missbrauch liegt nahe. Luisa schweigt dazu. Die folgenden Ermittlungen werden zur Belastungsprobe für sie, ihren Freund Anton und das gesamte Personal der Wohneinrichtung. - Der Film folgt Luisa über ein halbes Jahr hinweg. Wie geht sie mit der Situation um, und was machen die Auseinandersetzungen mit ihr? Welche Handlungsmöglichkeiten hat sie überhaupt?

Das Thema ist stark tabuisiert: Sexueller Missbrauch von Menschen mit Behinderung kommt häufiger vor als man denkt: Von sexueller Gewalt im Erwachsenenleben sind Frauen mit Behinderung etwa 3 mal häufiger betroffen, als der weibliche Bevölkerungsdurchschnitt.

Das Drehbuch von Silke Merzhäuser und Julia Roesler basiert auf einer akribischen Recherche. Die darin geschilderten Ereignisse sind eine Montage aus verschiedenen, tatsächlichen Missbrauchsfällen, die von den Autorinnen nachrecherchiert wurden.  Dialoge aus dem Drehbuch stammen wortwörtlich aus Interviews mit Betreuer:innen, Eltern von betroffenen Frauen und Wohnheim-Bewohner:innen.

„Schnell stand für uns fest, dass wir unseren Debüt-Langfilm zu diesem Thema entwickeln wollen, denn bestechend erscheint uns – neben der Notwendigkeit, einer breiten Öffentlichkeit das Thema zugänglich zu präsentieren, – anhand der Geschichte von LUISA strukturelle Schwächen im gesellschaftlichen Umgang mit Menschen mit Behinderung zu erzählen, den Blick der Nicht-Behinderten auf Menschen mit Hilfebedarf zu entlarven, und so das Thema sexualisierte Gewalt an Menschen mit Behinderung diskutierbar zu machen.“ (Julia Roesler)

Umgesetzt wird der Stoff mit einem inklusiven Cast. Die Regisseurinnen und die Produktion kooperierten dafür mit dem Theater- und Performancekollektiv MEINE DAMEN UND HERREN aus Hamburg und entwickelten mit diesem zusammen die Bedingungen für einen inklusiven, möglichst barrierefreien Dreh.

Gedreht wurde vorwiegend auf dem Gelände der Diakonie Himmelsthür in Hildesheim-Sorsum. In einem mittlerweile leerstehenden Trakt dieses ehemals sehr großen Wohnangebots vor Ort wurde die Wohngruppe, in der LUISA lebt, eingerichtet. Das Unternehmen setzt sich seit Jahren aktiv mit dem Thema auseinander und hat zum Beispiel einen Leitfaden für Fälle von sexualisierter Gewalt sowie Präventionskonzepte entwickelt.

„Wir setzen uns sehr bewusst mit dem Thema der sexualisierten Gewalt auseinander, weil wir um die hohe Gefährdung gerade von Frauen mit Beeinträchtigung wissen. Aber natürlich möchten wir, dass alle Menschen, die in der Diakonie Himmelsthür wohnen oder arbeiten, dies ohne Angst vor jeglicher Art von Gewalt tun können. Deswegen begrüßen wir es, dass mit diesem Film ein Beitrag zur Aufklärung und Vorbeugung entsteht, und freuen uns, dass wir die Produktion unterstützen können.“ (Ines Trzaska, Vorständin Diakonie Himmelsthür)

Der Film soll 2025 in die Kinos kommen.