Auf dem Bildschirm im Gemeinschaftsraum der Tagesförderstätte Hildesheim-Sorsum rollt ein animierter Fuchs auf zwei Beinen einen Ball durch eine bunt gezeichnete Welt. Davor steht Andreas Dietrich, ein Kunde der Diakonie Himmelsthür, und dreht einen riesigen Gymnastikball in einem Gestell in alle Richtungen.
"Nach rechts – und jetzt in die Höhe!", ruft Sandro Engel, einer der Erfinder der ungewöhnlichen Fitnesskonsole. Er leitet den Spieler neben sich an, den echten – und damit auch den virtuellen – Ball zu steuern. Andreas Dietrich war der erste Bewohner der Einrichtung, der das neue Spiel ausprobieren durfte. Es nennt sich SisyFox und stammt von einem Hildesheimer Start-Up-Unternehmen.
"Der Gymnastikball ist ein einfaches Input-Medium", sagt Sandro Engel. "Alles lässt sich allein durch die Rotation des Balls steuern." Deshalb könne man das Spiel gut als ergotherapeutisches Trainingsinstrument verwenden, so Engel. Während sich die Spielerinnen und Spieler zu fröhlicher Musik durch fantasievoll gezeichnete Wälder, Wiesen und Berge bewegen, trainieren sie in verschiedenen Modi ganz nebenbei Kraft, Koordination oder strategisches Denken.
Die Idee für die Anschaffung kam aus der Tagesförderstätte selbst. "Aktuell haben die Menschen hier wie wir alle weniger Beschäftigungsmöglichkeiten", erzählt Marianne Heller, stellvertretende Regionalgeschäftsführung. Deshalb haben die Mitarbeitenden der Einrichtung etwas gesucht, das die Angebote sinnvoll erweitern könnte. Die neue Fitnesskonsole sei ein gutes Trainingsprogramm, biete aber auch Freude und Abwechslung, sagt Heller.
Finanziert wurde das Spiel durch den Freundeverein der Diakonie Himmelsthür. Jedes Jahr im November veranstaltet der Verein das traditionelle Freundesmahl, mit dessen Erlösen eine Einrichtung der Diakonie Himmelsthür beschenkt wird. Obwohl das Mahl in diesem Jahr ausfallen musste, hat der Verein über 90 Einzelspenden von Hildesheimerinnen und Hildesheimern gesammelt, mit deren Hilfe die rund 5.500 Euro teure Konsole angeschafft werden konnte. Durch ihre Mobilität könne die Konsole durch verschiedene Einrichtungen wandern, damit sie möglichst vielen Bewohnerinnen und Bewohnern zugänglich wird, erläutert der Vorsitzende des Freundevereins, Michael Siegers. "Besonders freuen wir uns aber, gleichzeitig ein junges Start-Up aus Hildesheim unterstützen zu können", betont er.
SisyFox wurde von einer Absolventin und einem Absolventen der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) erdacht. Amelie Künzler und Sandro Engel gründeten bereits während ihres Studiums der Gestaltung ihr erstes Start-Up, mit dem sie kleine Spiele an Ampeln installierten. "Spiele können so viel beeinflussen", erzählt Amelie Künzler. Sei es, um Wartezeiten zu verkürzen, oder um körperliches Training spaßig zu gestalten, die Potentiale der sogenannten Gamification seien riesig. An SisyFox hat das Team mehr ein Jahr lang gearbeitet. Glücklich sind jetzt die Beschäftigten der Tagesförderstätte in Sorsum. Und auch die Mitarbeitenden freuen sich schon darauf, die Konsole nach Feierabend einmal ausprobieren zu können, erzählt Marianne Heller.