Minister fordert weitere Pflegereform Freundesmahl der Freunde der Diakonie Himmelsthür in Hildesheim

150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Pflege besuchen das Freundesmahl mit Festrede von Landessozialminister Philippi.

Es sind und bleiben schwierige Zeiten. Die Corona-Krise scheint bewältigt, die Energiekrise dauert an, die Klimakrise kündigt sich an. „Deswegen ist es wichtig, sich umeinander zu kümmern“, betont Michael Siegers zur Begrüßung zum Freundesmahl des Vereins Freunde der Diakonie Himmelsthür. 150 Personen aus Politik und Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft sowie Blindenmission und Lebenshilfe sind der Einladung des Freundevereins, dem Siegers genauso wie der Stiftung der Diakonie Himmelsthür vorsitzt, in die Halle 39 gefolgt. Unter ihnen ist an diesem Freitagabend auch Andreas Philippi. Der Sozialminister des Landes hält die Festrede und kündigt bei dieser Gelegenheit eine erweiterte Pflegereform an.

Der Bund bringt zwar gerade eine entsprechende Reform auf den Weg. „Diese ist aus meiner Sicht aber nicht umfassend genug“, erklärt Philippi. Der Chirurg aus Herzberg leitet seit Januar das Ministerium für Gesundheit und Soziales, saß davor im Bundestag. Die Vorlage seines Parteifreundes, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD, mache zwar Schritte in die richtige Richtung, „aber noch nicht genug“. Die Pflege befinde sich im Wandel. Der demographische Wandel sorge für mehr Pflegebedürftige und mehr Menschen, die Angehörige zuhause pflegen, so Philippi.

Gleichzeitig fehlen auch in Niedersachsen die nötigen Fachkräfte. Diejenigen, die noch in der Pflege arbeiten, ächzen unter bürokratischen Vorgaben. „Die Gewinnung von Fachkräften ist zentrale Aufgabe der Landesregierung“, sagt Philippi. „Sozialpolitik muss oben auf der Agenda stehen.“ Auch im Bund. Er kündigt deswegen an, dass die Länder weitere Reformen vom Bund einfordern werden.

Die niedersächsische Sozialpolitik habe sich immerhin schon als „handlungsfähig“ erwiesen, findet Philippi. Er erinnert an das 179-Millionen-Euro-Paket, mit dem die Landesregierung die sozialen Härten durch Corona- und Energiekrise abgefedert habe. Die Diakonie gehöre zu den „sichersten Partnern“ der Sozialpolitik des Landes, betont der Minister. Durch ihre Angebote wie Schuldnerberatung, Gewaltprävention und Teilhabe von Menschen mit Behinderung sei Niedersachsen „in vielen Bereichen“ Vorreiter.

Vor allem die Umsetzung der UN-Behindertenrechts-Konvention will Philippi vorantreiben. „Teil sein“ – unter diesem Titel steht der Aktionsplan der Landesregierung, um Menschen mit Behinderung zum Beispiel auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu helfen. Bei diesem Aktionsplan sollen auch Menschen mit Behinderung als Experten und Expertinnen in eigener Sache mitarbeiten.

Dass Menschen mit Behinderung diese Expertise haben, zeigt Christfried Behrens. Das Mitglied der Wilderers nimmt den Minister in die Pflicht, sich zum Beispiel dafür einzusetzen, dass die Krankenkassen die Kosten von besonderen Fahrrädern für Erwachsene mit Behinderung übernehmen. Momentan müssen sich Interessenten diese selbst kaufen und warten. E-Bikes hingegen würden bezuschusst. „Aber E-mobil macht immobil, sage ich immer“, betont Behrens. Er überreicht dem Minister, wie es Tradition beim Freundesmahl ist, ein Kunstwerk aus dem Atelier des proTeam Himmelsthür. Gemalt hat es Laura Habekost.

Der Erlös des Freundesmahls soll den Beschäftigten der Tagesförderstätte Rund-Um in Sorsum zugutekommen. Die Einrichtung soll einen Massagestuhl der Marke „Easyre“ von Welcon aus Giesen bekommen. Der Stuhl verfügt neben den handelsüblichen Knet-, Roll- und Klopfmassage-Modi auch über eine Air-Bag-Massage für die Waden. Die Stimulation sorgt für Blutzirkulation, löst Verspannungen und baut Stress ab.

Björn Stöckemann