Tagesförderstätte Drakenburg präsentiert sich beim Tag der offenen Tür "Hauptsache man ist dabei und mittendrin"

Kaum ist Petra Hersche mit ihrem Sohn Florian durch die Tür der Tagesförderstätte TEILHArBEit getreten, sitzen sie schon mit Farbtuben und Leinwand am Tisch. Im Kreativraum wird gemalt. Und zwar mit ungewöhnlichen Mitteln: Petra Hersche rollt rosa Farbe mit einem Nudelholz auf ihre Leinwand. Dann streut sie bunten Glitzer darüber und verteilt ihn mit einer Zahnbürste. Ihr Sohn Florian hatte die Information zum Tag der offenen Tür aus der Schule mitgebracht. "Da wollten wir mal gucken, was hier los ist", erklärt Hersche.

Aber nur gucken gibt es nicht am Samstag bei der Diakonie Himmelsthür, die die Tagesförderstätte  betreibt. "So ist das bei uns", scherzt Sylvia Wulf-Kostrzewa. "Sobald man ankommt, muss man mitmachen." Seit zehn Monaten leitet sie die Tagesförderstätte. 32 Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung verbringen hier ihren Tag, gärtnern, malen und erledigen kleine Aufgaben für kooperierende Firmen.

Eine der Beschäftigten ist Sabrina Hanke. Ihre Mutter Sabine Hanke ist ebenfalls zum Tag der offenen Tür gekommen, um ihre Tochter im nahegelegenen Haus Nienburg zu besuchen und sich mit anderen Besucherinnen und Besuchern auszutauschen. "Als meine Tochter vor zwei Jahren nach Nienburg gezogen ist, haben wir uns natürlich auch hier umgeschaut", erinnert sie sich. Schließlich sollte ihre Tochter in der Tagesförderstätte ihren Arbeitsalltag verbringen. "Das war schon ein großer Schritt ins Erwachsenenleben."

Die Entscheidung für das Haus Nienburg und TEILHArBEit sei auch gefallen, weil sie ihre Tochter hier sicher wisse, sagt Sabine Hanke. "Sabrina neigt dazu, auch mal wegzulaufen. Darum gab es nicht viele Angebote, die für sie in Frage kamen." TEILHArBEit gehört zu den wenigen geschlossenen Tagesförderstätten. Damit ist das Angebot auch für Menschen geeignet, die zwar mobil, aber nicht sicher im Straßenverkehr sind.

Auch wenn darum das Tor zur Straße im Alltag geschlossen bleiben muss: In der Tagesförderstätte gibt es umso mehr Freiheiten. Die Beschäftigten können jeden Tag selbst aus verschiedenen Angeboten wählen. "Wir haben uns bewusst gegen feste Gruppen entschieden, auch wenn es so manchmal etwas unruhiger ist", berichtet Wulf-Kostrzewa. Während die einen beispielsweise Kuchen backen oder im "Sinnesgarten" Gemüse anbauen, fahren andere zu einer Motorradwerkstatt, um dort beim Putzen der Rennmaschinen auszuhelfen.

Daneben gibt es verschiedene Bastel- und Malangebote und die Kooperation mit weiteren Partnern in der Region. So waschen die Beschäftigten die Handtücher für eine nahegelegene Firma, tragen Gemeindebriefe aus oder helfen auf einem Bauernhof. "Da werden zum Beispiel die Tiere gefüttert oder Silage gemacht", erklärt Wulf-Kostrzewa. "Selbst wenn jemand nur die Kühe streicheln will: Hauptsache man ist dabei und mittendrin." Da stimmt auch Drakenburgs Bürgermeisterin Ute Paczkowski zu, die den Tag der offenen Tür für ihren ersten Besuch in der Tagesförderstätte nutzt: "Es ist wichtig, Menschen mit Behinderung in unserer Dorfgemeinschaft zu haben. Das zeigt, dass sie zu uns gehören."

Neben den verschiedenen Aktivitäten sind Entspannungsmöglichkeiten ein wichtiger Teil der Tagesförderstätte. Basale Stimulation, Klangschalen und Ruhephasen gehören zum Alltag. Und bald soll noch ein weiterer Rückzugsort hinzukommen: Im Sinnesgarten steht seit neuestem ein alter Wohnwagen, der innen mit Sitz- und Liegeplätzen ausgestattet ist. "Wem es drinnen mal zu laut wird, hat hier jetzt eine zusätzliche Möglichkeit, sich zurückzuziehen", erklärt Wulf-Kostrzewa.

In gemeinsamer Arbeit wurde der Wohnwagen bereits gesäubert und von außen weiß angestrichen. Nun soll Architekt und Graffiti-Künstler Oliver Schwan den Anhänger noch mit einem Blumenmotiv verzieren. Beim Tag der offenen Tür macht ihm das nasse Wetter einen Strich durch die Rechnung. Doch bald werden auf dem Wohnwagen von TEILHArBEit auch bei Regen und Kälte bunte Blumen an den Sommer erinnern.

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Ute QuednowUnternehmenssprecherin

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