Einweihung von zwei Neubauten in Hildesheim Diakonie Himmelsthür hat in der Nordstadt ein Wohnhaus und eine Tagesförderstätte errichtet

Schlüsselübergabe in Hildesheim

Die Diakonie Himmelsthür hat die Einweihung von zwei neuen Gebäuden in der Nordstadt gefeiert und damit gleichzeitig ein Ziel erreicht, das sie sich selbst vor zehn Jahren gesetzt hat. Im November 2009 hatte die Diakonie Himmelsthür mit der Aktion Mensch die Vereinbarung geschlossen, innerhalb von zehn Jahren 185 neue Wohnplätze zu schaffen. Die Menschen mit Beeinträchtigung sollten nicht länger auf dem Sorsumer Campus unter sich bleiben, sie sollten nah an ihren Nachbarn leben können und vor allem sollten sie eine Wahlmöglichkeit für mehr Eigenständigkeit erhalten. Mit den Neubauten am Bischofskamp sei die Zahl erfüllt, ein Zwischenziel erreicht, erklärte der Direktor der Diakonie Himmelsthür, Ulrich Stoebe, bei der Einweihungsfeier. Der Weg sei aber noch lange nicht zu Ende.

Entstanden ist ein zweistöckiges Wohngebäude, das Platz bietet für insgesamt 24 Erwachsene mit gehobenem Assistenzbedarf, berichtet Astrid Bauseneik, Fachbereichsleiterin Wohnen. Sie leben jeweils zu sechst in vier Wohngemeinschaften. Jeder Bewohner und jede Bewohnerin hat ein eigenes Zimmer, außerdem gibt es Gemeinschaftsräume. Direkt neben dem Wohnhaus steht ein Neubau für eine Tagesförderstätte. Sie ist für 30 Plätze ausgelegt und sehr großzügig gestaltet, da viele der Nutzerinnen und Nutzer auf den Rollstuhl angewiesen sind.

Beate Gronau, eine der Fachbereichsleiterinnen Tagesförderstätten, freut sich besonders über die Fußbodenheizung in allen Räumen der Förderstätte. Denn einige der Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer bewegten sich gern einmal ohne Hilfsmittel selbsttätig auf dem Boden. An einer Wand hängt ein Plan der Nordstadt, auf dem nahegelegene  Einrichtungen wie die Begegnungsstätte Treffer oder der Stadtteilgarten eingezeichnet sind, denn die Menschen sollen auch außerhalb der eigenen Räume unterwegs sein. Auch die  Einkaufsmärkte in der Nachbarschaft sind hier gekennzeichnet. Die Möglichkeit, selbst für den eigenen Bedarf einzukaufen, sei den Beschäftigten am neuen Standort sehr wichtig, sagt Beate Gronau.

Im März 2018 war an dieser Stelle der erste Spatenstich gesetzt worden, im September 2018 wurde Richtfest gefeiert, jetzt konnten die Neubauten eingeweiht werden. 2,4 Millionen Euro wurden für das Wohnhaus investiert; 1,6 Millionen Euro kostete der Bau für die Förderstätte. Die Aktion Mensch gab insgesamt 360.000 Euro dazu, das Diakonische Werk in Niedersachsen 400.000 Euro.

Zwischen den Gebäuden wird ein Garten angelegt, in der noch kahlen Erde steht schon ein Apfelbäumchen. Im Eingangsbereich war für die Einweihungsfeier ein großes Zelt errichtet, um den vielen Gästen Platz zu bieten. Ulrich Stoebe erinnerte an ein weiteres Datum, einen weiteren Grund zum Feiern: Im November 1884 sei die erste Bewohnerin in das von Bernhard Isermeyer gegründete Asyl für strafentlassene Frauen eingezogen - der Beginn der Geschichte der Diakonie Himmelsthür.

In den vergangenen zehn Jahren habe die Diakonie Himmelsthür unterstützt von der Aktion Mensch und dem Diakonischen Werk in Niedersachsen 12,5 Millionen Euro in der Region Hildesheim-Hannover investiert, erklärte die Kaufmännische Direktorin Ines Trzaska und kündigte an: "Die Diakonie Himmelsthür wird engagiert die Angebote weiterentwickeln." "Unsere Aufgabe ist nicht erledigt", sagte auch Carsten Wirges, Regionalgeschäftsführer der Region Hildesheim. In den vergangenen zehn Jahren hätten die Mitarbeitenden gelernt, den Bewohnern und Bewohnerinnen mehr Selbstständigkeit zuzutrauen.

"Hildesheim ̓all inclusive ̒, das wollen wir werden", plädierte Bürgermeisterin Beate König für mehr Barrierefreiheit in der Stadt. Ortsbürgermeister Ekkehard Domning hieß die neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Nordstadt willkommen. Schließlich überreichte Alexander Schan, Architekt der "Immobilien und Service Himmelsthür", symbolisch einen Riesen-Schlüssel an die Bewohnerin Ann-Kathrin Wahl, sowie einen weiteren an Ansgar Haasper, der die Tagesförderstätte besucht. Anschließend hatten die Gäste Gelegenheit, sich die neuen Räume in beiden Gebäuden  anzusehen.